St. Leonhardkirche Köditz

Die St. Leonhardkirche in Köditz ist noch in ihren ursprünglichen Grundmauern aus dem 15. Jahrhundert erhalten geblieben. Lediglich ein hölzerner Vorbau wurde später hinzugefügt, vermutlich um dem neuen Eingang auf der Westseite Schutz zu bieten und den Zugang zum Kirchendachboden zu erleichtern.

Der ursprüngliche Bau geht auf die Mitte des 15. Jahrhunderts zurück. 1476 wird zum ersten Mal in einer Urkunde das Kirchlein St. Leonhard erwähnt. In einer Zeugenbefragung über die Anfänge des Kirchengebäudes in Köditz aus dem Jahr 1607 heißt es, dass ein Leonhard Klug und ein L. Huß angefangen hätten, Geld zu sammeln und zu singen für ein Kirchengebäude. Daraufhin hätte man von Holz ein Capellen gebauet.

Neueste Untersuchungen aus dem Jahr 2021, die sich auf Auswertungen des vorhandenen Baubestandes des Kirchengebäudes stützen, legen jedoch den Schluss nahe, dass wesentliche Teile der Kapelle von Anfang an in Stein ausgeführt worden waren. Die Kapelle war als Wehrkirche errichtet, vielleicht sogar wiedererrichtet worden in Folge einer Zerstörung einer früheren Turmhügelburg in der Fehde derer von Weida im Jahr 1402.

Die Wehrkirche war von Beginn an von einem Kirchenwall umgeben, der lediglich in Richtung Westen, etwas oberhalb der heute neu angebauten Toilette, dort, wo die Mauer in der Höhe springt, einen Zugang besaß. Der überdachte Zugang über den Bach wurde erst nach dem 30-jährigen Krieg angelegt, die heute noch sog. hintere Treppe zur Hauptstraße gar erst im 19. Jahrhundert, die Öffnung zum Kirchplatz hin ist noch neueren Datums.

Das Kirchengebäude wurde in katholischer Zeit in Stein errichtet. Davon zeugen noch ein vorhandenes Weihekreuz und eine Sakramentsnische im Chorraum der Kirche. Die heute noch bestehenden Mauern des Gebäudes sind im Grundriss und in der Höhe mit den Mauern der Kirche, die im Jahr 1632 abbrannte identisch. Die Verjüngung der Mauer im Kirchenschiff könnte darauf hinweisen, dass hierauf mit Buhnen und Stützen ein hölzerner Dachstuhl mit Umlauf und Schießscharten, wie sie im gemauerten Chor noch heute vorhanden sind, verankert war. Vergleichbare Konstruktionen finden sich in einzelnen Kirchen in Sachsen.

Der Zugang zur Kirche erfolgte also in der Zeit bis zum Brand im 30-jährigen Krieg vermutlich durch die Kirchenmauer im Westen hin zur Sakristeitüre, über die man das Kirchengebäude ausschließlich betreten konnte. In der Sakristei befand sich vermutlich ein Weihwasserbecken linker Hand. Rechts gelangte man in den Kirchenraum durch eine niedrige, schmale Öffnung. Dieser verwinkelte und enge Zugang wäre selbst im Falle, dass ein Angreifer die ersten Hürden überwunden hatte, leicht zu verteidigen gewesen. Der Kircheninnenraum ist zwar nicht recht groß, bot aber vermutlich einer Ortsbevölkerung dieser Zeit für eine gewisse Zeit ausreichend Schutz im Notfall. Kirchenfenster gab es nur als Rundfenster oder Ochsenaugen im oberen Drittel des Gebäudes. Die Fenster wurden erst in späterer Zeit nach unten hin erweitert. Auf den Dachboden gelangte man durch eine Treppe oder Leitern aus dem Kirchenraum.

Eine Besonderheit bildete die im südlichen Chor befindliche weit ausladende Getsemane-Nische, deren Umrisse noch heute bei genauerem Hinsehen durch die Putzschicht erkennbar sind. Hier wurden in der Passionszeit oder der Karwoche figürliche Nachbildungen der Passionsgeschichte dargestellt.

Die Kirche erhielt das Patronat des Hl. Leonhard. Wir wissen nicht genau warum, finden aber aufgrund der neuesten Untersuchungen auch eine Spur, die Beziehungen nach Thüringen oder Sachsen wahrscheinlich machen.

Die Wehrkirche von ca. 1450 ist 1632 ein Opfer der Flammen und der Brandschatzung der Holkschen Armee geworden, die im Hofer Land zahlreiche Ortschaften in Schutt und Asche legte. Die Bevölkerung floh in die Wälder. Lediglich in der Schmiede und der Mühle gab es noch die Möglichkeit, sich zu versammeln. Gottesdienste und Amtshandlungen wurden vorübergehend für ein paar Jahre vom Selbitzer Pfarrer in der Mühle vorgenommen bis 1637 unter Pfarrer Friedrich Wohn mit dem Wiederaufbau der Kirche begonnen wurde. Schriftliche Aufzeichnungen sind spärlich und erst ab dieser Zeit im Pfarrarchiv vorhanden. Unterlagen aus der Zeit davor sind ein Raub der Flammen geworden.

Die St. Leonhardkirche wurde wieder in Stand gesetzt und 1641 neu geweiht. Die Jahreszahl befindet sich gleich an mehreren Stellen des Kirchengebäudes. Die Kanzel mit Malereien zu den Aposteln und Evangelisten aus der Zeit der Spätrenaissance wurde von dem zweitweise auf dem Gehaiggut sitzenden Adligen Caspar Conrad Joditzer gestiftet. Adam Lorenz Prückner, Sohn des Hofer Bürgermeisters erwies sich durch eine stattliche Stiftung der Kirche zugetan. Des weiteren sind Stiftungen der Herren von Reitzenstein und Feilitzsch, sowie von böhmischen Familien, die hier Zuflucht fanden, nachweisbar. Unter anderem hat die Familie Ratisborsky zu Sechzebus 1698 (?) einen Altarkelch und eine Patene gestiftet. Vor allem hat die ab 1665 auf dem Köditzer Gut sitzende Familie v. Falckenstein sich ein Jahrhundert lang der St. Leonhardkirche zugetan gefühlt. In dieser Zeit gab es auch eine Familiengruft in der Kirche. Carl Erdmann von Falckenstein heiratete mit Eva Auguste von Lilien eine Frau aus geistlichem Hause. Der Vater war Generalsuperintendent in Bayreuth, der Großvater bereits Pfarrer an der Nikolaikirche in Berlin. In ihre Zeit fällt die Ausschmückung der Sakristei mit dem großflächigen Gemälde vom Weltgericht und die Ausstattung der Kirche mit dem großen Kruzifix von Johann Nikolaus Knoll, das vom Pfarrer und vom Wirt der Gemeinde gestiftet wurde.

Im 18. Jahrhundert wurde der Kirche noch ein Altarkreuz von Johann Adam Knoll gestiftet. Es ziert noch heute den Altartisch. 1746 wurde dann auch ein erster Taufengel gestiftet, der aber abgestürzt sein muss, so dass 1769 erneut ein Taufengel für 16 Gulden bei Johann Adam Knoll in Auftrag gegeben wurde. Er wurde im Dezember 1769 zum ersten Mal benutzt und ist in Form eines Schwebeengels gestaltet. Als solcher war er vermutlich bis ca. 1860 im Gebrauch, bevor er durch einen Taufstein ersetzt wurde, der in der Mitte des Chorraums vor dem Altar aufgestellt wurde.

Das Kirchendach wurde 1740 bei einem Sturm schwer beschädigt, so dass große Teile auf die südliche Kirchenmauer herabfielen und diese ebenfalls in starke Mitleidenschaft zogen. Die Mauer wurde niedriger wieder aufgerichtet. Das Kirchendach neu errichtet und gedeckt.

Vermutlich in der Zeit nach dem 30-jährigen Krieg erhielt die Kirche einen neuen Zugang von der Westseite aus. Die Schutzfunktion als Wehrkirche war nach dem Ende des 30-jährigen Krieges nicht mehr erforderlich. Wann der hölzerne Vorbau mit Treppe hinzu kam und welche Gestalt er hatte, ist aus keiner Unterlage ersichtlich. Der brückenartige Zugang wurde ebenfalls in dieser Zeit angelegt und steht in Verbindung mit der Verlegung des Eingangs auf die Westseite des Kirchenschiffes.

Um 1700 wurde die erste kleine Orgel für den Chorraum – dort befand sich eine kleine Orgelempore – von der Firma Gruber aus Adorf eingerichtet. 1832 wurde sie auf die erweiterte mittlere Empore im Westen des Kirchenschiffes versetzt und von den Gebrüdern Heidenreich neu eingerichtet. Dort blieb die Orgel bis 1978, allerdings wurde 1928 eine neue Orgel von der Firma Steinmeyer eingebaut.

Der Taufengel war unterdessen auf dem Kirchendachboden gelandet, aber immer noch intakt, so dass man ihn als Engel bereits nach dem ersten Weltkrieg wieder in den Kirchenraum holte und über dem Taufstein am Chorbogen aufhängte. Eine zunächst erwogene Aufhängung an der Empore fand nicht den Gefallen der Gemeinde. Die 300-Jahr-Feier der St. Leonhardkirche fiel wegen des Krieges aus, die geplante Innenrenovierung wurde dann 1950 durchgeführt. Bei ihr hat man manche alte Bemalung wieder gewonnen, die durch Übermalungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert verloren gegangen war. Der Taufengel wurde wieder als liturgisches Gerät genutzt und fand seinen Platz neben dem Durchgang zur Sakristei. Der schwere Taufstein von 1860 wurde auf den Dachboden gebracht, wo er noch heute in Einzelteilen steht.

Die umfassendste Umgestaltung des Innenraumes seit dem 30-jährigen Krieg hat die St. Leonhardkirche dann 1978 erfahren. Der Altar im Chorraum musste einer neuen Orgelempore weichen. Sie sollte eine Erinnerung an die ehemals kleine frühere Orgelempore über dem Altar im Chorraum sein, wurde nun aber breit und groß ausgeführt, so dass sie auch einem Chor oder Bläserensemble zusätzlich Platz bietet. Die Orgel wurde von Deininger und Renner neu eingerichtet und 2011 von Orgelbau Friedrich gereinigt und mit einem neuen Register klanglich erneuert. Der Altar wurde als frei stehender Tisch unter den Chorbogen gerückt. Die drei Altarbilder wurden in die Orgelempore eingearbeitet und später durch moderne Bilder von Dr. Wiedemann aus Nürnberg ergänzt. Die Kartuschen mit den Stiftern aus der Zeit nach dem 30-jährigen Krieg wurden zum Teil unter den alten Bemalungen gefunden und konnten rekonstruiert bzw. ergänzt werden, zum Teil wurden sie nach Vorlagen und den Unterlagen des Pfarrarchivs neu gestaltet.

Schließlich entschied man sich 1978 dafür, den Taufengel wieder in seiner ursprünglichen Form als schwebenden Engel im Kirchenraum aufzuhängen, um ihn für Taufen nach unten lassen zu können.

In einer umfassenden Außensanierung wurde 2014/15 ein barrierefreier Zugang vom Kirchplatz zum Kircheninneren geschaffen. Neben einer Putzsanierung in der Sockelzone des Kirchengebäudes und an der Kirchenmauer wurde darüber hinaus noch eine Toilette anstelle des ehemaligen Brunnenhauses errichtet. Die Brunnenstube, die bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts eine wesentlich Trinkwasserentnahmestelle des Ortes war, befindet sich noch immer unterhalb der Kirchenmauer. Eine Zuleitung in das Kircheninnere wird bis heute für Blumenwasser genutzt. An dieser Stelle unterhalb der westlichen Kirchenmauer befinden sich gemauerte Bögen, die in die Zeit des Mittelalters vor dem Kirchenbau zurückreichen könnten und bei der Renovierung 1978 zum Teil freigelegt waren. Doch dieses Geheimnis ist, wie so manches andere Geheimnis, das dieses alte, schöne Kirchlein umweht, noch nicht gelüftet.